Vom Tod der Bäume und der Stille davor

[ein Brief von C. Wiegert; vom 15. Februar 2018]

Lieber StuKo, liebe Alleanderen,

ich wende mich heute aus einem betrüblichen Anlass an euch. Die Bäume fallen, der M18-Garten stirbt. Das wisst ihr mit Sicherheit alles schon und habt es zum Teil bestimmt auch selbst miterlebt. Das ist auch nicht der Grund, warum ich schreibe, aber der Anstoß.

Ich habe das Gefühl, da trampeln Leute in unserem Gemüsebeet.
Wir sollten herausfinden ob sie das absichtlich oder aus Versehen tun und sie dementsprechend zum Teufel jagen oder einfach darauf hinweisen, dass das ein Beet ist, in dem sie da herumtrampeln. Und wenn wir wissen, was und warum sie das tun, sollten wir miteinander darüber sprechen. Sonst kommt der Nächste, sieht sie trampeln und wird sich ärgern; weil Beetezertrampeln wohl kaum einer mag.

Wir haben heute verhindert, dass der Gründungsbaum der Fakultät Gestaltung fällt - Zumindest vorerst. Dabei kamen wir mit der Unileitung ins Gespräch, die uns damit beschwichtigen wollten, das sei alles mit dem StuKo abgesprochen; und wir sollten uns dem Urteil unseres demokratisch gewählten Vertretungsgremiums fügen. Es gäbe gute Gründe für die Fällung und die wären auch öffentlich einsehbar gewesen.
Ich weiß, dass das stimmt, was sie sagen, halte das aber nicht für befriedigend. Ich denke, eine Aktion von der Tragweite und der Sichtbarkeit der Campusumgestaltung muss viel transparenter und klarer kommuniziert werden. Da reicht es nicht, einen Vermerk auf der Webseite zu platzieren und im hochschulöffenttlichen Senat darüber aufzuklären. Auch nicht, wenn da ein paar Studierende mit drin sitzen. Aber sie versprechen Besserung. Wollen in Zukunft besser informieren.

Abgesehen davon finde ich es aber schade, dass ein Großteil meines Umfelds nicht wirklich bescheid weiß, was, wie und warum passiert. Ich selbst habe des Öfteren versucht klarer durchzublicken in dieser Geschichte. Es ist mir nicht gelungen. Ich finde, das sollten wir irgendwie ändern. Wenn etwas ansteht, das uns alle angeht, das direkt unser Zusammenleben am Campus betrifft, dann sollten wir doch besser miteinander im Austausch stehen. Das in die Hand zu nehmen, sehe ich in erster Linie als Aufgabe des StuKo, schließlich seid ihr unsere gewählte Vertretung.

Ich weiß, wieviel der StuKo mit Alltagsquatsch zu tun hat, mit irgendwelchen Berufungsgremien, Kulturförderung, Haushaltsverteilung und so weiter. Und ich weiß, wie komplex sich so ein Thema wie die Umgestaltung der Außenanlagen darstellt. Ich weiß, wie viele Riegel einem da vorgeschoben werden und vor allem wie viele beschwichtigende Einlullungen da von allen Seiten kommen. Aber es ist ein wirklich wichtiges Thema. Gerade weil es so viele betrifft. Und da sollte man dran bleiben, auch wenn sich jede Menge einfachere Aufgaben zum Ausweichen anbieten. Da sollte viel mehr Wind gemacht werden.

Auf dem Campus zu stehen und den Bäumen beim umgesägt werden zuzusehen fühlt sich einfach scheiße an. Und dann nicht richtig zu wissen, ob letztendlich irgendwie Rücksicht auf die Interessen der Studierenden genommen wurde, setzt diesem Gefühl dann noch das Sahnehäubchen auf.

Ich weiß, die Campusumgestaltung läuft jetzt, wahrscheinlich lässt sich da auch nicht mehr viel dran drehen. Aber die ganze Geschichte hat noch mehr in mir aufgewühlt. Da ist was, was mir quer sitzt. Ich merke, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob der StuKo für mich das ist, was er meiner Ansicht nach sein sollte. Der StuKo sollte doch unsere Interessenvertretung sein. Unser Sprachrohr und unser Informant. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass irgendwie die Verbindung zwischen den Studierenden und dem StuKo angefressen ist. Vielleicht ist der StuKo ein bisschen zu sehr zur Institution geworden. Eingeklemmt zwischen den ganzen alltäglichen Aufgaben sitzen da Studierende, die gerade so, oder nicht mal ganz, die erforderliche Anzahl an Leuten zusammen bekommen um alle Ämter zu bekleiden und in allen Gremien zu sitzen.

Ich weiß, ihr seid unterbesetzt und die langen Sitzungen strengen an. Außerdem studiert ihr ja auch noch. Aber vielleicht wäre es mal an der Zeit ein paar von den eingefahrenen Dingen unter den Tisch fallen zu lassen und stattdessen den großen, ungemütlichen Scheiß anzupacken. Mal zu überlegen, wie wir aus der blöden Situation rauskommen, dass ihr nicht direkt mit uns reden könnt. Ihr könnt uns keine Mails schreiben, ich weiß, das geht aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht. Aber ist das nicht ein bisschen das Gleiche, wie der alleine fahrende Geschäftsmann, der den Anhalter aus versicherungstechnischen Gründen nicht mitnimmt? Kann man da wirklich nichts tun oder gibt man sich aus Bequemlichkeit mit der einfachen Illusion der gebundenen Hände zufrieden?

Macht nicht den Fehler den Kontakt zu verlieren und versucht mehr ins Gespräch mit den Studierenden zu kommen. Es ist schwer, Leute über Dinge zu informieren, von denen sie noch nicht wissen, dass sie sie interessieren. Gerade in Zeiten, in denen alles und jeder um Aufmerksamkeit buhlt. Aber da hilft kein Jammern, da muss man sich was einfallen lassen. Es gibt ja genug Ideengeneratoren bei uns hier. Da lässt sich übrigens auch jede Menge Spaß mit haben.

Ich jedenfalls, würde den StuKo gerne wieder als schlagfertiges Gremium sehen, das sich dahinter klemmt, unsere Interessen zu vertreten und nicht als Spielfigur, die mir in Diskussionen wie heute als Beschwichtigung unter die Nase gehalten wird.
Ach ja, und bevor ich es vergesse: Danke, für all den Kram, den ihr erledigt, ohne dass ich was davon mitbekomme. Für all die Sachen, die ihr nicht nicht macht, für alles was ihr angefangen habt und für alles was ihr so halbherzig macht. Danke für all das Zeug, für das meistens keiner Danke sagt.

Über Ref Öffi

Der M18-Account für das Referat Öffentlichkeitsarbeit. Sprachrohr des StuKo und Host für die M18-Webseite.
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3 Antworten zu Vom Tod der Bäume und der Stille davor

  1. Lieber Christian,

    da ich zu dieser Zeit der Planungsphase auch im StuKo saß, geht die Kritik auch an mich. Ich verstehe den Großteil der Kritik leider nicht ganz. Der StuKo ist grundsätzlich überfordert, denn das Engagement der Studis ist zu gering. Du hast selbst anerkannt, dass der StuKo überfordert ist. Adressat sollte der Kritik sollte hier also nicht der StuKo sein, sondern der Rest der Uni.
    Bei dem Punkt zur Kommunikationsverbesserung hast du recht. Es gab Bemühungen bei Erstis die Einverständniserklärung zu bekommen. Ich müsste in den Protokollen des StuKo nachschauen, wie das ausgegangen ist. Ich wundere mich aber auch, warum das mit dem Newsletter ohne Einverständniserklärung nicht geht. Eigentlich geht es ja um hochschulinterne Kommunikation. Vielleicht ist das eine Fehleinschätzung von der Datenschutzbeauftragten oder dem Juristen bzw. der Person, die die Einschätzung vorgenommen hat. Wie gesagt, müsste das in den Protokollen nachsehen, denn ich erinnere mich nicht mehr. Den Vorschlag, dass der StuKo einfach illegal handeln soll (bzgl. Datenschutz), finde ich etwas daneben. Würde dem StuKo auch vorschlagen, das noch mal zu behandeln, da es enorm wichtig ist.

    Viele Grüße nach Weimar

  2. mt sagt:

    @Benedikt: Bezüglich des Newsletters - Es gibt und gab die Möglichkeit über das SCC E-Mails an alle Studenten zu senden - das kann der StuKo jederzeit tun - ich hatte auch eigentlich mehrmals darauf hingewiesen. Werd ich nochmal tun. Der Stuko selbst kommt auch an die Addressen mit Einwilligung der Studierenden - d.h. wenn wir selbst sammeln - Wenn wir die Addressen jedes Jahr vom SCC für neue Studenten haben möchten, dann müssten wir aber auch datenschutzrechtlich alles ordentlich verarbeiten und das Projekt habe ich nicht weiter verfolgt, weil der Aufwand im Vergleich zum Nutzen zu gering ist, da es ja die Möglichkeit des Newsletter s über das SCC gibt.

  3. Als Alumni, ehemaliger FSRler, StuKonaut und jemand, der die Debatte um die Campusumgestaltung auch nur am Rande (trotz aktiver Gremeinarbeit in der Zeit) mitgekriegt hat, wollte ich nur ein kurzes Statement abgeben:

    m18 und Café und Studierdenvertretung/Büro des Stuko schienen mir manchmal unterschiedliche Orte zu sein. Café und Garten waren vorallem Ort für entspanntes studentisches Durchatmen und das StuKo-Büro eher Arbeitsort, an dem man sich auch durch die ein oder andere Sitzung regelrecht durchquälen musste. Durch die Anwesenheit weiterer Initiativen, Maschinenraum und Technikausleihe verschwimmt irgendwie der Eindruck, dass hier auch der Anlaufpunkt für Hochschulpolitik/Interessenvertretung der Studierenden sein soll.

    Was ich damit sagen will: Ich sehe das Problem als zwischenmenschliches Problem im StuKo (und den FSRäten), der überfordert, manchmal etwas elitär daherkamen, als zwischenmenschliches Problem der Studierenden, die wenn überhaupt interessiert, dann meist ohne weitere Initiative mal ihre Meinung kundgetan haben, ohne dass Studierendenvertreter in dem Moment gecheckt haben, dass genau diese Meinung hätte weiter getragen werden müssen. Ich sehe das Problem aber auch als räumliches/infrastrukturelles Problem, dass die Notwendigkeit eines offeneren Kommunikationsraumes zwischen Studierenden und Studierendenvertretern aufzeigt. Das Café kann das manchmal leisten, aber nur wenn es nicht zu voll ist. Aber auch da gibt es eben Sitzgruppen, Leute die in kleinen Gruppen an ihren Projekten arbeiten, etc.
    Das StuKo-Büro funktioniert als dieser Raum auch nicht, weil a) zu abgegrenzt und b) auch dem konzentrierten Arbeiten dezidiert gewidmet ist.

    Also vielleicht auch mal darüber nachdenken, WO Studierende mit den Studierendenvertretern reden. (Wir hatten als FSR K und G mal das Experiment Stammtisch in der ReBa, später Luise probiert - hat ganz gut funktioniert, weiß nicht, ob es weiter geführt wurde).

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